700 Jahre Goldebee - Als zur Zeit der Völkerwanderung die Germanen ihre Siedlungsgebiete an der Ostsee verließen und nach Süden zogen, begannen von Osten her slawische Völker in das menschleer gewordene Land einzuwandern. Hier bei uns waren es die Wenden und zwar vor allem der Stamm der Obotriten, der in dieser Gegend seßhaft wurde. Es darf wohl aber als sicher angenommen werden, daß damals auch Goldebee als wendische Siedlung entstanden ist. Jedenfalls wird der Ort in der ältesten uns bekannten geschichtlichen Zeit „Woldebu“ oder auch „Goldebu“ genannt. 1321 parrochia Goldebu [MUB Nr. 4255], 1342 Choldeb_ (altsl. glŭdŭ, westsl. gold- P, mit dem seltenen Suffix -ba, z. B. russ. zloba, s. radoba, s. karĭba) "Ort des Goldoba".


Die Wenden waren lange Zeit die Herren dieses Landes, welches von ihnen aber nur dünn besiedelt worden war. Immerhin hat jedoch eine der Schutzburgen, die sie angelegt hatten, und deren Wall bei Dorf Mecklenburg noch heute besichtigt werden kann, die „Michelenburg“, später dem ganzen Lande den Namen „Mecklenburg“ gegeben.


Auch sonst haben die Wenden unserer Heimat ihren Stempel aufgedrückt. Ortsnamen, die beispielsweise auf „ow“ enden und sich bis heute unverändert erhalten haben, wie in unserer Kritzow, Rüggow, Tollow oder Zurow, sind ohne Zweifel wendische Gründungen gewesen.


Dasselbe gilt auch für Personennamen. Als etwa vom Jahre 1210 an der Obotritenfürst Heinrich Borwin I., der mit Mechthild, einer Tochter Herzog Heinrichs des Löwen von Sachsen, verheiratet war, deutsche Bauern in sein Land zu rufen begann, weil er sich von deren besserer Wirtschaftsweise einen Aufschwung in seinem Herrschaftsbereich erhoffte, da entstanden zwar überall neue deutsche Siedlungen mit deutschen Namen, aber die Wenden verschwanden keineswegs. Man hat lange Zeit die Ansicht vertreten, die Wenden seien durch jahrhundertelange Kämpfe mit den sächsichen Grenznachbarn, die einen letzten Höhepunkt unter dem Obotritenfürst Niclot und Pribislav erlebt hatten, so geschwächt worden, daß nur noch geringe Reste des Wendentums vorhanden gewesen seien, die dann ausgelöscht oder vertrieben worden seien, als die deutsche Wiederbesiedlung begann. Diese These führte zu heftigen Kontroversen, als 1930 das Buch Panslawisten Dimitrij Jegerow „Die Kolonisation Mecklenburgs im 13. Jahrhundert“ (Deutsch, Breslau 1930) erschien, in welchem er Mecklenburg als altes slawisches von den Deutschen widerrechtlich geraubtes Land darzustellen versuchte.


Tatsache ist, daß Pribislav im Jahre 1167 endgültig mit Heinrich dem Löwen Frieden schloß und von diesem wenigstens einen teil seiner väterlichen Erbschaft zurück erhielt. Schon damals kamen erste deutsche Siedler etwa bis zur Westgrenze des Schweriner Sees ins Land. Pribislavs Sohn, Heinrich Borwin I., öffnete dann, wie schon gesagt, den Siedlern völlig sein Herrschaftsgebiet. Es mag damals vereinzelt zu Übergriffen von den Deutschen gegenüber den einheimischen Wenden gekommen sein. Die zahlreichen Orte, die „Groß“ und „Klein“ als Vorbezeichnung haben, und in denen die Deutschen in „Groß“, und die Wenden in „Klein“ wohnten, beweisen aber, daß Wenden noch lange in Mecklenburg heimisch waren, also nicht gewaltsam vertrieben wurden. Sie haben sich allmählich den Deutschen angeglichen, auch ihre Namen eingedeutscht, ja in deutsch Familien eingeheiratet.


Es hat also eine Vermischung zweier Völker stattgefunden. Ihr Ergebnis ist der heutige Mecklenburger. Konservativ in seiner Grundhaltung, bewahrend und nicht so leicht Neuerungen zugeneigt, bevor sie nicht in ihrem Wert erprobt sind. Ich meine, daß dies ein gutes Ergebnis des Zusammenwachsens zweier Völker ist.


Und noch etwas soll hier vermerkt werden: Erst  dieses friedliche Nebeneinander und dann auch Miteinander von Deutschen und Wenden seit dem Friedenschluß von 1167 haben es wohl möglich gemacht, daß die direkten Nachkommen des Obotritenfürsten Niclot nicht ihre Herrschaft verloren, als das Land wieder deutsch geworden war, sondern als Herzöge und später Großherzöge von Mecklenburg bis Ende 1918 regiert haben. Ein in der deutschen Geschichte einmaliger Vorgang!


In den Rahmen dieser geschichtlichen Entwicklung des Mecklenburger Landes müssen wir Goldebee eingebettet sehen: das Dorf und seine Bewohner. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte am 25.01.1321 [Goldebu], Mecklenburgisches Urkundenbuch Nr. 4255.


Sicher waren es, wie gesagt, anfangs Wenden, Bauern, die hier dem recht guten Boden mit sehr primitiven Geräten das Notwendigste für ihren Lebensunterhalt abrangen. Es waren auch wohl Jäger dabei, denn es gab hier viel Wald. Wann auch Deutsche seßhaft geworden sind, wissen wir nicht. Eben so unklar ist, wann und unter welchen Umständen sich aus den Bauernhöfen ein Gutsbetrieb entwickelt hat. Aus dem Staatskalender von 1818 ist ersichtlich, daß Goldebee damals außer dem Gut auch noch 3 Bauernstellen (Drei Klothen) hatte, die auch 1886 dort vermerkt sind. Raabe berichtet in seiner „Mecklenburgischen Vaterlandskunde“ von 1857, Goldebee habe 157 Einwohner und darunter 3 „Kosseten“. Dies deutet darauf hin, daß es sich um kleine bäuerliche Wirtschaften handelte, die entweder geringen Landbesitz besaßen, vielleicht aber auch das von ihnen bewirtschaftete Land nur vom Besitzer des Gutes gepachtet hatten, also von demselben irgendwie abhängig waren.


Goldebee war schon im Mittelalter im Besitz der Familie von Stralendorff. Die Stralendorffs und ihre Nachfolger im Besitz des Gutes hatten auch das Patronat über die dortige Kirche  und Pfarre. Erst 1936 ging das Patronat durch einen Vertrag, dem der damalige Besitzer Knut von Graefe mit der Landeskirche schloß, unter der Zahlung einer Abstandssumme von 12.400,- Mark und Übereignung von 24 ha Land auf den Oberkirchenrat über. Im Jahre 1651 überließ Dietrich von Stralendorff seinem Schwiegersohn, dem Oberstleutnant Nils Rothe, das Gut auf 24 Jahre, wofür dieser ihm 7000 Gulden zahlen mußte, was nach damaliger Währung 10500 Mark oder 3500 Reichtalern entsprach. Dieser Vertrag wurde 1676 um 20 Jahre verlängert, wofür Rothes Kinder 8500 Gulden zahlen sollten. Aber 10 Jahre später war bereits Hartwig von Flotow, ebenfalls ein Schwiegersohn der Stralendorffs, Inhaber von Goldebee. Dieser verkaufte 1695 im Einverständnis mit dem damaligen Hofgerichtspräsidenten Ulrich von Stralendorff das Gut an Hartwig von Lützow für 15000 Gulden. Danach haben, von wann ab, steht nicht genau fest, die Hobe`s fast 100 Jahre hindurch besessen. In dieser Zeit hat zwischen 1729 und 1733 Adam Ulrich von Stralendorff vergeblich versucht, Goldebee für die Familie von Stralendorff zurückzugewinnen. 1801 kaufte Kommerzienrat Köster das Gut, in dessen Familie es bis 1893 blieb. Dann folgte für 6 Jahre Hans Bosselmann, 1899 wurde Albrecht von Graefe Besitzer von Goldebee. Die von Graefe`s waren die letzten Eigentümer des gesamten Gutes bis 1945.  

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