Erste Urkundliche Erwähnung am 14.08.1309 [Bantze] Mecklenburgisches Urkundenbuch Nr. 3339. Mit einer an diesem Tage ausgefertigten Urkunde gab Fürst Heinrich von Mecklenburg dem Ritter Gottschalk v. Preen 5 Mark Rente aus der Bede des Dorfes Benz [Bentze]. Die Gegend um Wismar wurde im 12. und 13. Jh. im Zuge der feudalen Ostexpansion von den deutschen Feldherren erobert.


Voraussetzung dafür war der Sieg der deutschen Feudalherren in den blutigen Kämpfen gegen die Stammesverbände der Westslawen, vor allem unter Heinrich dem Löwen. Die deutschen Bauern, die massenweise in das eroberte Land kamen, stammten aus Westfalen, Friesland und Holstein. Sie wurden zu besonders günstigen Besitzrechten angesiedelt, die auch auf Teile der weiterhin anwesenden slawischen Bauernschaft Anwendung fanden. Die neue Rechtsform, in der diese Ansiedlung vor sich ging, war das ius theutonicum, welches seine Wurzeln im 11. und 12. Jh. hat. Wichtigster Inhalt war hierin die größere bäuerliche Freiheit und ein höherer Anteil an den von ihnen produzierten Gütern.

Die siedelnden Bauern brachten Inventar und Vieh für die Bauernhöfe selbst mit und sie wurden meist auch Besitzer der Höfe, die sie errichteten. Sie genossen für eine bestimmte Zeit Freiheit von feudalen Abgaben. Das zugeteilte Land war zwischen 20 und 40 ha groß. Diese bäuerlichen Hufe besaßen sie zu günstigen Bedingungen, hatten Erbrecht, konnten das Land veräußern und waren somit beschränkt rechtsfähige Personen. Die Umsetzung dieser umfassenden Siedlungsvorgänge wurde durch sog. Locatoren bewerkstelligt. Männer bäuerlicher, bürgerllicher, aber auch adeliger Herkunft, die in den Herkunftsländern siedlungswillige Bauern anwarben, denen sie günstige Bedingungen der Arbeit im eroberten Slawenland versprachen.


Die Abfindung der Locatoren für die geleistete Arbeit erfolgte durch größere Landausstattung oder in Form von besonderer Vorrechte in den neuen Siedlungen. Teils wurden sie die Schulzen der neuen Dörfer, teils erwarben sie das Recht zum Einsetzen der Schulzen oder Anteile an der Gerichtsbarkeit der Dörfer. In diesem Kontext ist auch die Bauernfamilie Lüneburg zu sehen, die über viele Jahre den Dorfschulzen in Benz stellte. Die hohe Gerichtsbarkeit in Benz oblag dem Hospital. Kraft ihrer konnte der Patron (Stiftsvorsteher) z.B. flüchtende Bauern, die keinen tüchtigen Ersatzmann gestellt hatten, aufgreifen lassen und zur Rückkehr zwingen. Die Seßhaftigkeit der Stifts-Bauern im 14. und 15. Jh. war nicht besonders hoch; jedoch zählte Benz durch seine geringeren Abgaben zu den Dörfern mit der größten Seßhaftigkeit. Ein Grund für die geringe Seßhaftigkeit dieser Zeit war die hohe Verschuldung der Bauern. Benz verzeichnete jedoch auch hier die geringsten Kreditaufnahmen.Die Gemeinde Benz, beidseitig an der B 105 gelegen, setzt sich (heute) aus fünf Ortsteilen zusammen. Die Gemeinde erstreckt sich über eine Fläche von 22,58 km².
Während der Ort Benz durch das Heiligengeiststift der Hansestadt Wismar geprägt wurde und ursprünglich aus 6 Bauernhöfen bestand, sind die Orte Goldebee, Warkstorf, Kalsow und Gamehl (Preensberg) aus Gütern hervorgegangen. Das Kirchspiel befindet sich in Goldebee, wo auch der alte zentrale, noch heute benutzte Friedhof liegt. 

Die ganze Gemeinde liegt in einer Endmoränenlandschaft. Durch die nur teilweise Nutzbarkeit des Geländes für die Landwirtschaft sind Bruchwälder, Moore, Salzwiesen, kleine Seen, viele Sölle, aber auch Trockenwiesen mit der entsprechenden Flora und Fauna vorhanden. Man kann viele selten gewordene Vogelarten wie Reiher, Kraniche, Störche und Milane beobachten.

In Kalsow und Benz stehen einige der alten, in ihrer ursprünglichen Bauart erhaltenen reetgedeckten Häuser. Sie wurden liebevoll restauriert.
Da das gesamte Umfeld neben den naturbelassenen Flächen ausschließlich landwirtschaftlich geprägt ist, kommt der Charakter Nordwestmecklenburgs gut zum Ausdruck. Viele Wanderwege führen auf naturbelassenen Wegen in die schöne Umgebung der Dörfer, und man trifft hier häufig die Natur liebende und Ruhe suchende Touristen an.

Das Dorf Benz ist bereits seit 1170 im Zusammenhang mit der Bauernfamilie Lüneburg (Lüneborch) erwähnt. Ein Grabstein auf dem Friedhof in Goldebee trägt die Inschrift "Familie Lüneburg Bauern in Benz seit 1170". Am 31. August 1339 wird das Dorf Benz vom Heiligen Geist Stift in Wismar für den Betrag von 550 mr von den rittergebürtigen Brüdern von Bülow erworben. Im Kaufvertrag war ferner vorgesehen, daß bestimmte Insassen in Benz beliben durften und ihre alten Freiheiten genießen sollten. 1354 erwarb das Hospital zwei weitere in Benz gelegene Hufen für ein Kapital von 10 mr und eine an den bisherigen Eigentümer zu zahlende Rente von jährlich 1 mr. Von größerer Bedeutung für das Stift und seine Hintersassen in Benz war es, daß das Hospital beim Kauf von Benz mit Genehmigung des Fürsten Albrecht von Mecklenburg neben der niederen Gerichtsbarkeit auch die gesamte hohe Gerichtsbarkeit über das Dorf erhielt und damit schon im 14. Jh. unbestritten der Grundherr von Benz wurde. Der Erwerb von vier Meierhöfen und vier Dörfern für das Hospital in der Zeit von 1263-1351 war eine der weitreichendsten Maßnahmen der damaligen Stiftsleitung. Das Heiligen Geist Stift in Wismar, das 1875 ein Vermögen von 1.532.000 M besaß, verdankt seinen Reichtum einmal der Gebefreudigkeit der Wismarer Bürger in der Hansezeit, andererseits aber auch der Weitsicht und Uneigennützigeit seiner Vorsteher ( meist der Bürgermeister bzw. der Rat der Hansestadt Wismar), die auch die kleinsten Überschüsse des Hospitals sicher anzulegen wußten. Zu den Besitzungen des Hospital gehörten auch Äcker im Wismarer Umland. Deren Bewirtschaftung erfolgte mittels zu leistender Dienste der Bauern, die in den Hospitaldörfern lebten. Im gesamten 16. Jh.waren die Bauern von Bantow, Klüßendorf, Metelsdorf, Mittelwendorf und Benz zur Hilfeleistung beim Pflügen und säen verpflichtet. In den Aufzeichnungen des Hospitals ist zu lesen " 1552 wurden auf dem Markt für die Benzer Bauern 18 Pfg. Fisch und Fleisch vom Stift eingekauft, da sie pflogen halpen. 1561 liest man, daß die Benzer die "7 Morgen und das Vothstück pflügten".

Das Dorf Benz liegt 8 km östlich von Wismar und umfasst 306 ha. Land. Im 14. und 15. Jh. war Benz in 12 Hufen aufgeteilt, die Hufe umfasste also in dieser Zeit 25,5 ha. Das Land, das jedem Bauern zur Verfügung stand, war durchschnittlich 2 Hufen = 51 ha groß. Hinweise aus den Jahren 1357 und 1383 , in denen die gleichen Namen der Bauern in gleicher Reihenfolge auftauchen, was auf ihre große Seßhaftigkeit in dieser Zeit hinweist, lassen erkenne, daß die Zahl der Bauern in Benz im 14. Jh. sechs war, zu denen noch ein Kätner kam. Bereits 1383 bezahlten die sechs Bauern und der Kätner ihren Grundzins in Geld.


Grundzins der Bauern von Benz (1383):

Nikolaus Hinrici                für 2 Hufen 27 sh
Hinricus, filius Tidelani  für 2 Hufen 28 sh
Henricus Petri                     für 1 Hufe 2 mr 5 sh
Tancke                                    für 2 Hufen 4 mr 11 sh
Marquardt Gottschalk     für 3 Hufen 7 mr
Bekendorf                             für 1 Worth 10 sh

1357 (-1367) wird der Grundzins, den die Benzer an das Hospital zu zahlen haben, mit 22 mr angegeben, zu welcher die Summe von 6 mr Fürstenbede kamen (für 2 Jahre). Bereits 1535 mußten alle sechs Bauern den gleichen jährlichen Grundzins zahlen. Er betrug im ganzen 40 mr, so daß jeder Bauer 6 mr und 10 sh 8 Pfg. zu liefern hatte. Der Kätner hatte statt Geldpacht zwanzig Pachthühner zu liefern. Dieser Grundzins, in Benz je Hufe 26,64 Scheffel Korn ausmachte, ist Jahrhunderte hindurch nicht geändert worden. Erstmalig 1569 hatten die Benzer Bauern eine weitere Abgabe in Höhe von 12 mr p.a. an das Hospital zu leisten. Sie bekamen dafür die Erlaubnis, die " weiche Holzung ", die sich das Stift bisher in Benz gesichert hatte, für sich zu nutzen, während die "harte" Holzung (Eichenwälder) auch weiterhin dem Stift blieb. Wenn in Benz heute von der weichen Holzung auch nichts mehr zu finden ist, aus den Rechnungsbüchern des Stifts geht hervor, daß Benz einst sehr wald- und baumreich gewesen sein muß.

Allein in den Jahren 1633/34 wurden in Benz 176 Faden Holz geschlagen, was für einen erheblichen Waldreichtum spricht. 1578 ließt man von einer weiteren Abgabe der Benzer an das Hospital, das "Tappel- und Krochgeld" (Kruggeld). Es handelt sich hier um die Konzession des Ausschankes von Bier, die das Hospital der Inhaberin des Kruges, der Schulzenfrau von Benz, 1578 zum erstenmal erteilte, wofür das Stift ein Zapfgeld von 1 mr, später 2 mr p.a. einzog.


Die obige Skizze gibt die Ortslage Benz im Jahre 1824 wieder. Man erkennt noch deutlich die Aufteilung in 6 Bauernstellen. Die erste Stelle lag im Norden (I), die zweite im Westen, die dritte und vierte im Süden. 1824 besaß Benz 7 Kätnerstellen im Osten des Dorfes, die einst die fünfte und sechste Bauerstelle waren. Der starke Raubbau an den Baumbeständen des Dorfes wird deutlich, daß die Benzer Bauern im 19. Jh. die "weiche Holzung" kahl geschlagen hatten und nicht mehr genug Holz zur Feuerung besaßen. Sie baten die Stiftsleitung, Torf zur Feuerung aus dem Torfmoor an der Gamehler Grenze abbauen zu dürfen. Das Hospital stimmte unter Zahlung einer Vergütung zu.


Eigentumsverhältnisse in Benz 1752


Bauer                                      Wohnhaus        Scheune       Altenteil     Backhaus/Stall

Johann Lüneburg (Schulze)        8 Fach           5 Fach       3 Fach       2 Fach

Jürgen Lüneburg (Hausm.)        8 Fach           3 Fach       3 Fach        ---

Christian Wesphal (Hausm.)     6 Fach           3 Fach       3 Fach       2 Fach

Michael Otte (Hausmann)           7 Fach           3 Fach        3 Fach      2 Fach

Joachim Heinrich Hadler (H.)    7 Fach            3 Fach        3 Fach      ---

Jakob Hadler (Hausm.)                 7 Fach            3 Fach         3 Fach      ---


Diese sechs Bauern hatten 1753 einen Viehbestand von 48 Pferden (dazu 7 Jungtiere), 15 Ochsen, 12 Kühe ( dazu 8 Jungtiere), 29 Schweine, 48 Schafe und 48 Stück Geflügel (Hühner und Gänse). Aus den Gerichtsakten des Stifts von 1753 ist ein ausführliches Inventarverzeichnis zu finden, welchem zu entnehmen ist, daß sämtliche Gebäude nebst Inventar im Eigentum der Benzer Bauern stand. Sie hatten zwar Zuschüsse in besonders gelagerten Fällen erhalten, jedoch hatte das Stift darauf geachtet, daß die Bauern "ihr Brot" hätten. An eigenen Ackergeräten gibt z.B. der Bauer Nr. 2, 1753 an : zwei Wagen, zwei Pflüge mit Eisen, einen Haken, acht Walzen, acht Zangen, zwei Leitern, drei Eggen, ein Beil, eine Mistforke, eine Misthacke, ein Schadau (?), ein Schneidemesser und eine Sense.

Wie die Bauern in Mittelwendorf waren die Bauern in Benz trotz ihrer vielen Klagen nicht unvermögend. Aus einem Protokoll von 1787 geht vervor, daß der Schulze Johann Lüneburg auf dem Wismarer "Stadtfelde" einen Acker von 22 Scheffeln Aussaat, der vierte Bauer, Jürgen Hadler, einen solchen von 11 Scheffeln als Privateigentum besaß. Der zweite Bauer, Jürgen Lüneburg, hinterließ 1786 2100 mr in Obligationen und zwei Ackerstücke mit einer Aussaat von 5 Scheffeln. Als andererseits der Bauer Timm seine Stelle an seinen Schwiegersohn Jochem Hnrich Hadler abgab, lagen auf der Stelle 264 mr Schulden. Von einer allgemeinen Verschuldung der Benzer Bauern kann also nicht die Rede sein.

Laut einer Volkszählungsliste wohnten in Benz im Jahre 1795 138 Personen, worunter zwölf Kinder und Lehrlinge waren. Auf den vier Bauernstellen wohnten 31 Erwachsene. Dazu kamen der Büdner mit 2 Personen, elf Arbeitsleute-Familien mit 30 Personen, neun Kätner mit 38 Personen, drei Weber mit 13 Personen und ein Webergeselle. Der Schneider- und Schulmeisterhaushalt bestand aus 6 Personen, ein weiterer Schneider hatte einen Haushalt von 5 Personen.


Im allgemeinen galt für die Benzer Bauern das gleiche wie für Dorf Klüßendorf und Mittelwendorf. Die Zahl der Tage, die seine Bauern im Jahr für das Hospital dienste zu leisten hatten, betrug kaum mehr als 8 Tage für die Bestellung der Hospitaläcker und Holzfuhren. In einem Rechnungsbuch aus dem Jahre 1633 geht hervor, daß an einem Tage mit sechs Wagen 24 Fuder Holz von Benz nach Wismar gefahren wurden. Sie fuhren also jeder täglich vier Fuhren mit einem Wagen. Da Benz von Wismar 8 km entfernt liegt, dauerte die Fahrt einer Fuhre hin und zurück mind. 2 Stunden. Inkl. Auf- und Abladen reichten 8 Stunden nicht aus. Die in den Rechnungsbüchern verzeichneten Fuhren erfolgten in der Zeit vom 1. November und 28. Februar (Winterholz).


1575 erhielt der Bauer Claus Mevis in Benz mit seinem Gehilfen eine Tonne Bier für Dienste, die er bei der Ernte geleistet hatte. Im gleichen Jahre erhielten die Benzer 2 sh Marktgeld, als sie Holz von Benz nach Wismar fuhren. 1536 zahlte das Stift 15 Pfg. für Bier, " da se flas (Falch) betünden". Weiterhin zahlte das Stift 1 sh für das Abmähen der Wiese "Hornstofer Burg", welche damals wohl nicht verpachtet war. Besonders belohnt wurden in dem Jahr die Bauern Otto und Hosang, und zwar mit 5 sh, weil sie für das Stift Holz gehauen hatten. 1559 brachter der Benzer Kätner (Koter) neun "Weidequike" (Schweine) von Wismar nach Martensdorf. Die Bauern fuhren außerdem Sand für das Hospital und betätigten sich beim Rohrfahren aus dem Steffiner Teich. Bisweilen rechneten Hospital und Bauern gegeneinander auf. Als die Benzer 1552 einen Ochsen für das Stift inVerpflegung genommen hatten, gab ihnen das Stift für ihre Dienste 3 sh, forderte aber andererseits 1560 von den Bauern die Summe von 21 mr 12 sh dafür, daß sie ihre Schweine in dem Hospital gehörenden Eichenwald geweidet und gemästet hatten. Als weiter Abgaben der Benzer Bauern an das Hospital seien die Rauchhühner genannt. Statt sechs lieferten dsie fünf an das Hospital, wobei ausdrücklich vermerkt ist, daß der Schulze des Dorfes von der Lieferung befreit ist. 1561 wurden in Benz sehr viele Bäume gefällt, wozu das Stift die Säge hergab, um " de olden bome damede entwei to sniden". Die Rauchhühner hat Benz zunächst nur bis 1712 bezahlt, d.h. bis zu seiner Verpfändung (14. September 1712 - 1740) an den Lübecker Bürger Adde Severin, doch tauchen diese Abgaben 1789 in den Rechnungsbüchern wieder auf. Severin hatte dem Stift eine Anleíhe in Höhe von 9000 M. gewährt, die an eine Schwedische Garnison zu leisten war. Als das Stift 1735 4500 M. an Adde Severin zurückzahlte, kam es im Zusammenhang mit den zu leistenden Abgaben zum Streit. Die Benzer Bauern machten mit aller Deutlichkeit klar, das höhere Abgaben mit den "schlechten Böden" nicht aufzubringen wären. Als dann der König von Schweden 1735 zusätzlich 102 Reichstaler als Kriegsfolgenumlage herauszupressen versuchte, wehrte sich der Schulze von Benz, Johann Lüneburg, mit folgenden Worten:" Wir sind so tief in Schulden schon geraten, daß es unmöglich ist, nochmehr als bisher abzugeben. Die Ernte steht vor der Tür (19. Juni 1736), und wir wissen nicht, woher wir Hering, Dorsch, Malz udgl. bekommen sollen. Sie brauchen nur bei Johann Peters und der Hacker Nachfrage zu halten, was wir schuldig sind! In Wismar dürfen wir uns bei unseren Kaufleuten nicht mehr sehen lassen, denn diese drohen, uns arretieren zu lassen. Zudem haben wir unsere Pächte noch nicht ganz bezahlt. Gott und der König mögen sich unserer erbarmen, da wir keinen Schilling aufbringen wüßten. Unser (Bauern) sind sechs, die mit Frau und Kindern von vier Hufen leben sollen. Derr Herr Inspektor selbst wird den schlechten Zustand unseres Getriedes bemerkt haben. Man möge uns daher mit ferneren Ausgaben verschonen, weil wir sonst unmöglich bestehen können."


Eingepfarrt waren die Benzer Bauern in dem südöstlich von Benz gelegenen Kirchdorf Goldebee, wohin sie auch von alters her ihre kirchlichen Abgaben zu zahlen hatten. Auch waren sie zu Diensten bei kirchlichen Bauten in Goldebee verpflichtet. Die Naturalabgaben jedes Bauern an den Pastor zu Goldebee betrugen jährlich 15 Scheffel Roggen, 1 Scheffel Gerste, 1 Mettwurst, 13 Eier, 1 Brot von 13-13 Pfd.; an den Küster 1 Scheffel Roggen, 1 Mettwurst, 13 Eier, 1 3/4 sh Opfergeld (Trinkgeld). Dies schloß indessen nicht aus, daß in Benz von Goldebee aus schon im Mittelalter ein Oratorium (Beetsaal) errichtet war. Als dieses sich infolge des großen Zulaufs aus dem altgläubigen Benz und Umgegend als zu klein erwies, wurde 1521 an seine Stelle ein Kapelle errichtet, die der Mutter Marias, der Heiligen Anna, geweiht wurde. Am 4. April 1521 beurkundete der Administrator des Schweriner Bistums Zuthpeld Wardenberg die Dotierug dieser Kapelle zugleich mit der Festlegung der Pflichten des in Benz amtierenden Kaplans (Goldebee gehörte 1521 zum Bistum Schwerin). Nach Aufzeichnungen von Techen enthielt diese Urkunde genaue Angaben über die Baukosten der Kapelle, Lichte, Oblaten, Wein und Opfer.


Das Kernstück dieser Kapelle bildete das wundertätige Bild der Heiligen Anna, zu dem gläubige Katholiken wallfahrten. Lange hat dieser St. Annenkult in Benz, der unter dem Patronat des Klosters Doberan stand und vom Probst in Schwerin instituiert war, allerdings nicht gehalten. Bereits 11 Jahre nach der Errichtung der Kapelle, werden die ersten Inventare zur Heiligengeistkirche nach Wismar geschafft. Es handelte sich 1532 um einen silbernen Kelch mit Patena, zwei zinnerne Leuchter, zwei Messingleuchter und zwei Altarlaken. Daß das Inventar der Benzer Kapelle bei der Säkularisation der geistlichen Güter in die Hände des Heilgengeisthospitals ging, hatte darin seinen Grund, daß der Grundherr von Benz das Hospital war, und die "Kapelle", wie es an gleicher Stelle heißt, " auf dem Boden des Heilgen Geistes in Wismar errichtet war". Innerhalb der folgenden Jahre wurden weitere Stücke nach Wismar transportiert. Das Inventarverzeichnis von 1542 enthält noch 4 Schildeken (Schildchen), einen silbernen Anker, eine Korallenschnur mit Knöpfen, zwei silberne Ringe, die aus Benz in das Hospital kamen. Die Korallenschnur stammte offenbar von dem Bilde der " Heiligen Anna". Es müssen mehrere gewesen sein, denn schon 1535 wurden für 20 sh eine Korallenschnur, 1536 für 1 mr zwei Korallen " snore van St. Anna to Benze" verkauft. Das Silberzeug der Kapelle wurde 1576 gleichzeitig mit den Silbersachen und Meßgewändern der Heiligengeistkirche veräußert, um dafür Geld für den Umbau des Daches der Kirche zu beschaffen.

Wo die Kapelle in Benz gestanden hat, ist nicht zu ermitteln. Da einst Kirche und Schule in unmittelbarer Verbindung standen, besteht die Möglichkeit, daß der in der Skizze von 1824 (s. oben) mit " zur alten Schule" bezeichnete Platz einst die Stelle war, auf der die Kapelle stand. Treffen sich hier doch auch die Wege von Kalsow, Hornstorf, Goldebee und Warkstorf.

Betrachtet man die Namen der Bauern in Benz im 16. Jh., so läßt sich feststellen, daß sich die Bauerngeschlechter in Benz namentlich in der zweiten Hälfte des 16. Jh. fast ausnamlos auf ihren Stellen hielten. Es ist jedenfalls vielsagend, wenn ein halbes Jahrhundert hindurch nur einmal eine Änderung der Namen auftritt.


Seßhaftigkeit der Bauern in Benz (16. Jahrhundert):


1. Bauer und Schulze
1535 Lüneborch, Peter
1552 Lüneborch, Peter
1559 Lüneborch, Peter
1563 Lüneborch, Peter
1574 Lüneborch, Peter
1585 Lüneborch, Joachim
1590 Lüneborch, Joachim
1592 Lüneborch, Loachim
1596 Lüneborch, Joachim
1598 Lüneborch, Loachim
1600 Lüneborch, Joachim
1620 Lüneborch, Chim
1630 Lüneborch, Chim
1650 Lüneborch, Jürgen
1666 Lüneborch, Jürgen
1677 Lüneborch, Jürgen
1700 Lüneburg, Johann
1705 Lüneburg, Johann
1730 Lüneburg, Jochim
1735 Lüneburg, Johann
1750 Lüneburg, Johann
1770 Lüneburg, Johann
1790 Lüneburg, Jürgen
1800 Hadler
2. Bauer
Westphal, Claus
Westphal, Claus
Westphal, Claus
Westphal, Claus
Westphal, Claus
Westphal, Claus
Westphal, Claus
Westphal, Heinrich
Westphal, Heinrich
Westphal, Heinrich
Westphal, Heinrich
Westphal, Chim
Westphal, Chim
Westphal, Claus
Westphal, Claus
Westphal, Claus
Westphal, Jürgen
Westphal, Jürgen
Westphal, Jürgen
Lüneburg, Jürgen
Lüneburg, Jürgen
Lüneburg, Jürgen
Lüneburg, Johann
Lüneburg, Martin3. Bauer
Monre, Klaus
Schröder, Hans
Schröder, Hans
Schröder, Hans
Schröder, Hans
Schröder, Hans
Schröder, Hans
Schröder, Klaus
Schröder, Klaus
Schröder, Klaus
Schröder. Klaus
Schröder, Klaus
Schröder, Simon
Westphal, Hans
Westphal, Hans
Westphal, Jürgen
Westphal, Klaus
Westphal, Klaus
Westphal, Klaus
Westphal, Christ.
Westphal, Christ.
Westphal, Christ.
Westphal, Christ.
Hadler, Christ.4. Bauer
Müchow, Peter
Otto, Joachim
Otto, Joachim
Otto, Joachim
Otto, Joachim
Otto, Hans
Otto, Joachim
Otto, Hans
Otto, Hans
Otto, Hans
Otto, Hans
Otto, Hans
Otto, Hans
Otto, Joachim
Otto, Joachim
Otto, Jürgen
Otto, Joachim
Otto, Joachim
Otto, Joachim
Lüneburg, Mich.
Otto, Mich.
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5. Bauer
Hosang, Titke
Hosang, Hans
Hosang, Titke
Hosang, Titke
Hosang, Titke
Hosang, Hans
Hosang, Hans
Kurlewagen, Jasper
Kurlewagen, Jasper
Kurlewagen, Jasper
Kurlewagen, Jasper
Timm, Klaus
Timm, Klaus
Timm, Klaus
Timm, Klaus
TImm, Klaus
Zarncke, Thies
Zarncke, Thies
Zarncke, Thies
Timm, Johann
Hadler, Jochim
Hadler, Jochim
Hadler, Jochim
Hadler, Jürgen

6. Bauer
Dankwart, Klaus
Barth, Tönnies
Barth, Tönnies
Barth, Tönnies
Barth, Hans
Barth, Hans
Barth, Hans
Barth, Hans
Barth, Hans
Barth, Hans
Barth, Tönnies
Bartz, Thomas
Bartz, Hans
Hadeler, Görries
Hadeler, Görries
Hadeler, Jakob
Hadeler, Jakob
Hadeler, Hans-Jü.
Hadeler, H.-J.
Hadeler, H.-J.
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Bei Bauernstelle Nr. 5 ist nicht nachvollziehbar, ob Kurlewagen in Familie Hosang eingeheiratet hat oder ob ein Besitzwechsel stattfand.

Das Hospital hatte bis 1618 seine Investitionen darauf abgestellt, aus den Erträgen die Ernährung der Hospitalien zu gewärleisten. Die Wirren des Dreißigjahrigen Krieges führten jedoch vermehrt zu einer kapitalistischen Grundhaltung, welche in der zweiten Haälfte des 18. Jh. seinen Höhepunkt erreichte. So hat Benz 1830/31 siebzehn Hühner abgeliefert, von denen ein großer Teil in die Kochtöpfe der Inspektoren und des Provisors gelangten. Die aufgezählten Bereicherungen der Stiftsoberen sind nur ein Bruchteil dessen, was sie sich während der Schwedenzeit in die eigene Tasche wirtschafteten. Beleg dafür ist, daß die Einnahmen nicht in den Rechnungsbüchern des Hospitals erscheinen, jedoch als Abgabenlast der Bauern verzeichnet sind. Die Vorwürfe der Bereicherungen werden durch kostspielige Sommerfahrten, üppige Gärten und großzügige Wohnzimmer in Herrenhäusern (s. a. Preensberg, welches 1765 vom Stift erworben wurde) untermauert.

Gerichtsbarkeit in Benz im 17. Jahrhundert

Hier ein paar Beispiele von Gerichsverfahren und deren Handhabung. Es handelt sich um Fälle, welche vor das Forum des Stiftsvorstehers als Richter kamen und über die in der "syttinge" abgeurteilt wurde. Diebstähle kleinerer Art standen häufig auf der Tagesordnung. So hatte 1673 eine Bauersfrau aus Benz ihrer Nachbarin Gössel gestohlen, wofür sie 1 Taler Strafe zu zahlen hatte. In einem ähnlichen Fall hatte eine Benzer Bauersfrau ihre Strafe im Gefängnis abzusitzen.

Die Benzer mussten sich 1686 wegen Diebstahls verteidigen. Sie hatten sich eines Teils der Eichenbäume bemächtigt, die im Besitz des Stifts standen. 30 Bäume wurden gefällt, da man der Meinung war, das Hospital benötige diese nicht. Der größte Marder unter ihnen war Claus Westphal, er allein hatte 26 Eichen gefällt. Auf Urteil des Gerichtes mußte er seinen Hof verlassen.

Beleigungen durch Schimpfworte waren an der Tagesordnung. Aus den Akten (Benz, 1685) entnimmt man z.B. "Alte Donnerkatze", Teufel", "Hurensohn", "Schelm", "Rauhfuß" und ähnliche. Besonders Rauh ging es in den Gasthäusern zu. 1686 schlug Görries Klüßendorf im Benzer Krug mit einer Kanne Bier seinen Nachbarn ins Gesicht. Das Gericht verurteilte ihn zu 2 Talern Strafe, die Kanne wurde vom Gericht einbehalten und Klüßendorf mußte dem Wirt eine neue Kanne erstatten.

Aus den Stiftsprotokollen des 17. Jh. erkennt man, wie genau es der Vorsteher mit seiner Sorge für das Wohlergehen seiner Untertanen nahm. Erbauseinandersetzungen, Mitgiften und sonstige Dienstbarkeiten nehmen in diesen Protokollen einen großen Raum ein. War ein Bauer gestorben, so nahm das Stift ein Inventarverzeichnis auf und setzte in der Regel den Sohn des Verstorbenen als Bauern und Nachfolger ein. War er noch unmündig, und die Witwe heiratete wieder, so hatte der zweite Mann bis zur Großjährigkeit (damals mit 25 Jahren) die Bauernstelle zu führen. Das Hospital achtete dabei darauf, daß der zweite Mann ein Bauer oder Knecht war, der von Landwirtschaft etwas verstand und lehnte Müller, Schmiede oder sonstige Handwerker ab. So auch in einem Falle in Benz im Jahre 1690.

Was unter einer "vollständigen Aussteuer" einer Bauerntochter zu verstehen ist, erfahren wir, als der Bauer Claus Westphal in Benz die Tochter des Bauern Jürgen Otto in Benz 1685 heiratete. Es erhielt die Braut nach "Hausmann (Beuern) Manier", als Aussteuer Kleider und Leinen, ein Ehrenkleid, drei Betten, zwei Pfühle, vier Kissen, vier Parr Laken, Vier Paar Tischlaken, vier Paar Handtücher, dazu an Vieh eine milchende Kuh, ein Rind, ein tragendes Schaf, einen Stock Immen (Bienen). Gleichzeitig setzte das Hospital in diesem Falle fest, wie die Schwiegermutter und die Geschwister der Braut abzufinden seien.

Über die Einlieger der Stiftsdörfer und ihre Stellung zum Grundherren erfahren wir erstmalig im 18. Jh.. Zu ihnen zählen alle Insassen der Dörfer, die nicht zu den Beuern- oder Kätnerfamilien gehörten. Sie wohnten meißt zu zu ein bis drei Personen bei den Bauern oder Kätnern und waren als Arbeiter bzw. Handwerker auf den Höfen tätig. Meistens waren sie ohne Land. Im Jahre 1764 wird allerdings von einem Einlieger in Benz berichtet, der sich auf einem Stück Land von drei Scheffel Einsaat einen Katen gebaut hatte und dazu ein Schwein und eine Kuh besaß. Hierfür leistete er eine entsprechende Abgabe an den Bauern. Da die Einlieger meißt Söhne der Bauern (oder Kätner) waren, die als zweit- oder drittgeborene keine Inhaber von Bauernstellen wurden, ist ebnso bekannt wie die Tatsache, daß man den Einliegern am Ende des 18. Jh. Land zuteilte und sie zu Büdnern machte. In Benz begann die Errichtung solcher Büdnereien im Jahre 1788.

Die heftigen Auseinandersetzungen der Benzer Bauern im Zusammenhang mit den Stiftsoberen durch die zu leistenden Dienste auf dem Hofe Preensberg sind bereits dort ausführlich geschildert und können dort eingesehen werden.


Die Bauernstellen in Benz

Die Bauernstelle Nr. 1

Sie umfasste anfangs 30.401 Quadratruten, doch gingen ihr durch den Chausseebau im Jahre 1846 davon 554 QR verloren. Der Kanon wurde auf 181 3/4 Scheffel Roggen festgesetzt, das Erbstandsgeld auf rund 1600 Taler N 2/3, so daß von dieser Stelle 1861 jährlich 152 Taler als Kanon an die geistlichen Hebungen zu zahlen waren. 1881 bis 1891 betrug die Kanonabgabe 890,03 Mark im Jahr. Inhaber dieser Stelle waren 1841 Schulze Carl Joachim Fischer. 1854 Johann Joachim Fischer, 1883 Heinrich Kloth, der die Stelle von seinem Vorgänger für 95.400 Mark kaufte. An Nebengebühren werden nur 10 Taler im Jahr als Gerichtshaltungsgebühr genannt.


Dr. med. Ernst Karl Heinrich Martin Lüneburg (1877-1929) in Benz bei Wismar, am 8. November 1877 als ältester Sohn des Erbpächters  Joachim Lüneburg geboren. Getauft am 2. Dezember 1877 in Goldebee. In der Zeit von 1883 bis 1886 besuchte er die Dorfschule in Benz. Er kam über Lübthen 1906 nach Wismar, war im Ersten Weltkrieg an der Westfront eingesetzt, war verschüttet und verwundet und praktizierte bis zu seinem Tode 1929 in Wismar. Zu „Knäueldrüsen in der Achselhöhle des Menschen“ hatte er am 6. Februar 1902 die Prüfung bestanden und den Doktortitel an der Medizinischen Fakultät Rostock erworben. Die Approbation als Arzt erteilte man mit Geltung für das Deutsche Reich gleichen Datums.

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