Die Kirche in Goldebee ist ein dreijochiger Backsteinbau mit 3/6 Schluß, Chor und Langhaus einheitlich mit gebusten Kreuzrippengewölbe aus dem 15. Jh. Eine Trennung zwischen Chor und Langhaus macht sich nicht bemerkbar, beide sind überall gleich hoch und bilden einen einheitlich gewölbten Raum. Im Westen ein 1848 vorgebauter neuer Turm, endet mit vier niedrigen Schildgiebeln in klassicierendem Stil und trägt statt eines Helmes eine Anzahl grosser eiserner Kreuze.
Die Eingangspforte zur Kirche entlang des Friedhofes besteht aus Mauersteinen in altem Klosterformat und ist wohl der älteste noch erhaltene Teil, des im 13 Jh. entstandenen Vorgängerbaus. Das Portal wurde 2007 saniert.


Eine Kirche ist in Goldebee wohl schon bald nach dem Eintreffen deutscher Siedler erbaut worden, denn sie gehörte zu den namentlich genannten Gottesdienststätten, die auf Grund einer Stiftung Heinrich des Pilgers vom Ratskeller in Wismar mit Wein versorgt werden sollten. Heinrich der Pilger ist identisch mit Herzog Heinrich I. von Mecklenburg, der von 1264 – 1302 regierte. Dieser unternahm 1272 eine Pilgerreise nach Jerusalem, geriet unterwegs in Gefangenschaft und kehrte erst nach 15 Jahren 1287 nach Mecklenburg zurück. Deshalb erhielt er den Beinamen „der Pilger“.

Aus diesen Jahreszahlen
1264 – 1302 geht schon hervor, daß die gegenwärtige Kirche nicht die in der Stiftungsurkunde genannte sein kann. Die Kirche, die wir heute vor Augen haben, ist als Mauerstein vermutlich in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtet worden, also an die 150 Jahre später. Der Bau des Kirchturms erfolgte erst 1848.

Nach dem Visitationsprotokoll von
1594 befand sich die Kirche in einem guten Bauzustand und hatte neues Gestühl. Der 1618 beginnende dreißigjährige Krieg änderte diese Bild gewaltig. 1638 mußte Pastor Jaster mit seiner Gemeinde sogar nach Wismar flüchten, weil 2 Regimenter Soldaten 16 Wochen lang in Goldebee lagen und alles ruinierten. Als die Flüchtlinge zurückkehrten, waren die Dachsparren der Kirche ausgebrannt und das Gewölbe drohte einzustürzen. Da keine Mittel vorhanden waren, mußten 1640 die Abendsmahlskelche versetzt werden, um die Reparaturen durchführen zu können.

In neuerer Zeit mussten mehrfach Bauarbeiten an der Kirche erfolgen.
1848 erfolgte der Neubau des Turmes um einen älteren Fachwerkkern herum, der Oberteil des Turmes im Jahre 1920. Zur Zeit von Pastor Lohff erfolgte 1904 die Reparatur des Kirchendaches. Auch 1936 waren Reparaturen wieder dringend erforderlich, konnten dann aber wegen des Krieges erst 1940 begonnen werden. Zur Sicherung des Baus wurden eiserne Bänder ein- gezogen, aber die Reparatur des Daches unterblieb.

Zum Kriegsende fanden
1945 in Goldebee keine Kampfhandlungen statt. Deshalb hat die Kirche auch nicht durch Kriegseinwirkungen gelitten. Dagegen wurde die Inneneinrichtung 1945 durch die Nutzung als russisches Lazarett stark beschädigt. Die Altarschranken waren ab, und die Paramente heruntergerissen. Eine Tür und einige Kirchenbänke fehlten. Die Orgel war nicht mehr spielbar und das Harmonium in der Sakristei zerstört. Nach Kriegsende wurde das Turmdach verkürzt.

Da nach dem Krieg das Dach immer schadhafter wurde und zuletzt einzustürzen drohte, wurde es in den Jahren 1957 / 1958 zur Zeit Pastor Bachlers vollständig erneuert. Bei diesen Arbeiten wurden die Turmgiebel abgetragen und die Kreuze nicht wieder angebracht, die bis dahin statt eines Helmes die Spitze des Turmes gebildet hatten. In neuster Zeit ließ Pastor Hasenpusch einen vergoldeten Wetterhahn aufrichten, so daß dieser nun die Spitze des Turmes bildet. Schon 1980 hatte Pastor Hasenpusch Turm und Kirchendach in Feierabendarbeit neu eindecken lassen, mit einem Gesamtaufwand von 27000,- Mark. Die Goldebeer Gemeinde hat dafür große Opfer an Zeit und Geld gebracht.

Das innere der Kirche

Der Barockaltar wurde
1712 von dem Oberstleutnant von Bornfeldt auf Preensberg und seiner Frau gestiftet und am 15. p. Trinitatis 1712 vom damaligen Pastor Ulrich Friedrich Otto geweiht. Das Altarblatt zeigt auf 3 Gemälden übereinander von unten nach oben die Einsetzung des Abendmahls, die Kreuzigung und die Grablegung. Pastor Hasenpusch ließ 1981 den Altar restaurieren. 1987 erfolgte eine Innenrenovierung. In der Sakristei gibt es zwei in Holz geschnitze und bemalte Wappen, das des Obersten von Bornefeldt und das der Sophie von Bartels. Es sind dies die selben Wappen, die nach Angabe des Inventars von 1811 rechts und links von Altar angebracht waren. Nach diesem Inventar hing damals links neben der Kanzlei ein zweites Wappen desselben Obersten ( in blauem Feld ein Reiter in voller Rüstung auf weissem Pferd) und daneben sein Kürassier mit Sturmhaube).

Die Kanzel stammt aus dem Jahre 1666. Sie ist schlicht gehalten und war früher mit Wappen der Familie von Stralendorff verziert. Drei Füllungen waren bemalt: 1) die Wappen des Victor v. Stralendorff und der Margaretha v. Bülow; 2) die Wappen des Ulrich v. Stralendorff und der Elisabeth v. Grabow, Margarethe von Halberstadt, Elisabeth v. Buchwald und der Dorothea v. Stralendorff; 3) die Wappen von Paul Ulrich v. Stralendorff und Ursula v. Stralendorff. 

Eine alte Tauffünte besteht aus gotländischem Kalkstein und stammt aus einem Vorgängerbau. Darin ein Messingtaufbecken, welches am 20. Juli
1650 Pastor Joachim Jaster angeschafft hat. Um 1800 Ausstattung mit einer Tauffünte aus Granit.

In den Fenstern befinden sich Wappen der Familien Below, Dechow, Knövenagel und Stralendorff. An der Wand das Wappen des Oberstleutnants Niels Rothe (es zeigt den hl. Georg, der den Lindwurm tötet und hat die Inschrift I. NILS ROHT WOLBEDINTER OBRISTER LIEVTENANT.)

Die Kirche besaß ein Geläute von 3 Glocken. Zwei Glocken aus Bronze wurden im ersten Weltkrieg 1916 von Pastor Lohff abgeliefert. So ist nur noch die kleinste Glocke vorhanden. Sie ist 1391 gegossen worden.Von den drei Glocken ist grösste durch HAUSBRANDT in Wismar
1857 umgegossen worden Die mittlere ist ohne Schmuck und Inschrift. Die kleinste hat die Minuskelinschrift: rex gle xpe veni cu pace anno mccccxci . . . . s, nebst dem Giesserzeichen. Nach dem Inventar von 1811 wurde die grosse Glocke 1683 unter dem Patronat der Frau Jlsabe von Negendank, verwittwete von Stralendorff, und unter Pastor David Otto von Vites Siebenbaum in Schwerin gegossen.
Als Schwelle zur Turmhalle dienen drei zu zwei Leichensteinen gehörende Grabplatten, von denen die eine zwei Wappen trägt, das Stralendorff`sche und ein anderes, das unkenntlich ist. Die beiden anderen gehören zu einem Stein, der einen Mann und eine Frau zeigte. Von der Umschrift ist nur wenig erhalten: . . . tom prensbar(ge) . . . . . elich husfrowe. orate


Kleinkunstwerke der Kirche

Ein silbervergoldeter gotischer Kelch mit dem Jesusnamen in Minuskeln am Knauf und einem plastischen Krucifixus als Signaculum auf dem Fuß. Ein silbervergoldeter Renaissance – Kelch, der
1618 von Ulrich von Stralendorff und Elisabeth von Grabow zu Gottes Ehre gestiftet wurde. 2 Messingleuchter auf dem Altar aus der Zeit um 1900.
Ein schmiedeeisener Standleuchter von 1983. Die vasa sacra und einige gottesdienstliche Bücher konnten von Frau von Graefe gerettet werden. Patene mit dem Wismarschen Stadtzeichen und dem Meisterstempel von Ioachim Gade (1710-1728). Ovale silberne Oblatenpyxis mit einem vergoldeten Relief auf dem Deckel bildet den Heiland und Marterwerkzeuge ab. Darunter die Umschrift: GODT ZV EHREN VEREHRTS AN DER KIRCHEN ZV GOLDEBEHN MICHAEL HÜNEMÖRDER
1689.
Den Jahrbüchern des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde kann in Band 77 (1912) eine Auflistung von Goldschmiedearbeiten der Schweriner Goldschmiede bis 1830 entnommen werden. Hier ließt man auf Seite 85 von einem aus Reval stammenden Goldschmied namens Gabriel Martens (1647-1703), der nach einer Notiz im Amtsbuch 1673 die Schweriner Bürgerrechte erwarb um die Schweriner Bürgerstochter Katherine Wehrtmans zu heiraten. Neben verschiedenen anderen Werken, die er angefertigt hat, ist auch eine "...Oblatenschachtel zu Goldebee von 1689" aufgeführt.

Am Ende unserer Betrachtungen über die Kirche soll hier vermerkt werden, daß im Jahre 1521 in dem zum Kirchenspiel Goldebee gehörenden Dorf Benz eine Kapelle erbaut wurde, über die der Abt des Klosters Doberan das Patronat erhielt. Wie lange diese Kapelle bestanden hat, ist nicht bekannt.

Ein schmiedeeisener Kerzenständer wurde vom Umsiedler Albert Herrmann gestiftet, er wohnte im Tagelöhnerkaten gegenüber der Kirche.

Das Pfarrhaus

1584, zur Zeit von Pastor Lucae, befand sich nach den Berichten aus dieser Zeit das Pfarrhaus in einem guten Zustand. Aber anders sah es aus, als 1632 während des dreißigjährigen Krieges Pastor Jaster die Pfarre übernahm. Er beschreibt als „wüst und öde“. Mehre Fenster fehlten, ebenso Türen. An einigen Stellen waren die Wände eingefallen, die Speisekammer war nach außen offen und der Keller eingefallen und mit Mist zugestopft. Herr von Stralendorff ließ als Patron alles reparieren, wobei der Pastor kräftig mithelfen mußte. Aber die Freude war nur von kurzer Dauer. Wie schon erwähnt, mußte Pastor Jaster mit seiner Gemeinde
1638 nach Wismar flüchten. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts hatte das alte Pfarrhaus wohl endgültig ausgedient. So wurde 1756 zur Zeit von Pastor Birckenstädt der Bau eines neuen Pfarrhauses begonnen und1757 vollendet, wofür zur Deckung der Kosten eine dreimalige Landeskollekte ausgeschrieben wurde. Es ist das Haus, welches heute noch steht und nun also auch schon über 250 Jahre alt ist. Seit 1930 wird es nicht mehr als Wohnung des Pastors benötigt. 1932 wurde es verpachtet, um einen weiteren Verfall des im schlechten Zustand befindlichen Hauses zu verhindern. Heute dient es als Wohnhaus.

Besondere Ereignisse

Während der Amtszeit einiger Pastoren haben sich Begebenheiten ereignet, die natürlich auch die Gemeinde berührt haben. Davon soll die Rede sein.

Am 29. März
1706 erschlug Joachim Schacht aus Kartlow offenbar ohne irgendeinen Grund den Vogt Johann Wulff. Joachim Schacht wurde am 7. Mai 1706 durch das Schwert hingerichtet. Pastor Rathke aus Neuburg und Pastor Otto aus Goldebee mußten ihm das Geleit zur Richtstätte geben. Otto schreibt dazu im Kirchenbuch: „Nahm durch göttlichen gnädigen Beistand ein gutes christliches Ende“.

Unter Ottos Nachfolger Ernst Marents wurde in der Nacht vom 16. zum 17.8.
1722 in der Kirche eingebrochen. Die Diebe öffneten gewaltsam die Schlösser des Kirchenblockes und raubten das darin befindliche Geld.

Auch unter Martens Nachfolger Franz Wasmuth wurde von
1725 bis 1728 jedes Jahr einmal in der Kirche eingebrochen. Aber Wasmuth war durch den Einbruch von 1722 gewarnt. Die Diebe machten nur geringe Beute und gaben aus diesem Grunde wohl schließlich auf.

Aufregung ganz anderer Art gab es in der Gemeinde anläßlich des Todes von Pastor Birckenstädt im Jahre
1779. Pastor Höfisch aus Hornstorf hatte als Nachbar in sicherlich guter Absicht die Vertretung in Goldebee während der Zeit der dortigen Vakanz mit den Pastoren der Nachbargemeinden abgesprochen und geordnet. Der zuständige Superintendent Martin in Schwerin fühlte sich übergangen und in seinem Weisungsrecht beeinträchtigt, während der Patron der Kirche Goldebee, Herr Hobe, für Höfisch eintrat. Es gab langwierige Auseinandersetzungen. 1780 fand dann die Neuwahl eines Pastors für Goldebee statt. Wobei der Kandidat Denso die meisten Stimmen erhielt. Die Wahl wurde aber für ungültig erklärt, als bekannt wurde, daß Denso seine Stimmen durch Geld, Branntwein und Weißbrot erkauft hatte. An seiner Stelle wurde dann Otto Schregel zum Pastor für Goldebee gewählt.


1957/58  wurde das baufällige Turmdach samt Gebälk erneuert, wobei auch eine Verkürzung der Turmspitze hingenommen werden mußte.


1980 wurde die Kirche aus Mitteln der Gemeinde im Innenraum renoviert und mit Spendenmitteln das Turm- und Kirchendach neu eingedeckt Allderdings war die Qualität der DDR-Ziegel so schlecht, dass diese bereits 1999 porös waren und Regenwasser eindringen konnte. Im Jahr 2000 waren somit erneut Dachreparaturen erforderlich.


1990 Einbau einer neuen Orgel, Erneuerung der Wappen in den Fenstern

Die Aufhebung der Pfarre Goldebee

Zur Kirchgemeinde Goldebee von alters her die Dörfer Benz, Preensberg, Tollow und Warkstorf. Bis
1945 hatte die Kirchgemeinde immer nur eine kleine Seelenzahl. Sie betrug 1818 nur 402 und hundert Jahre danach 1917 auch nur 484 Gemeindemitglieder. Goldebee gehörte also zu den kleinsten Gemeinden der Landeskirche. Dies wird ein wesentlicher Grund gewesen sein, daß die Pfarre Goldebee nicht wieder besetzt wurde, als Pastor Lohff am 1.11.1929 in den Ruhestand trat.

1957/58 wurde das baufällige Turmdach samt Gebälk erneuert, wobei auch eine Verkürzung der Turmspitze hingenommen werden mußte.

Der seelsorgerliche Dienst in der Kirchgemeinde Goldebee wurde ab
1930 den Pastoren zu Hornstorf übertragen. Seit dem waren oder sind folgende Pastoren auch in der Kirchgemeinde Goldebee tätig:

1578                            Johann Berchheim      (aus Brunshaupten)

1594                            Christoph Lucae

1621 – 1629               Martin Leo                (aus Wismar)

1632 – 1653               Joachim Jaster            (aus Penzlin)

1654 – 1689              David Otto                  (aus Wismar)

1690 – 1713              Ulrich Otto                 (aus Goldebee)

1714 – 1723              Ernst Marten               (aus Neukalen)

1724 – 1735              Franz Wasmuth          (aus Penzlin)   

1738 – 1779              Jakob Birkenstädt       (aus Federow)

1780 –1817               Otto Schregel             (aus Beidendorf)

1817 – 1869              Viktor Hager               (aus Wismar)

1870 – 1875              August Ebers              (aus Wismar)

1875 – 1884              Hermann Rönnberg      (aus Bützow)

1884 – 1893              Georg Mau                  (aus Hohen Viecheln)

1893 – 1929              Johannes Lohff            (aus Kirch Mulsow)


1930 – 1945              Detlev Hamann    (aus Hamburg)

1945 – 1967              Heinz Bachler     (aus Bartenstein, Ostpr.)

1968 – 1976              Peter Wittenburg   (aus Wismar)

1978 - 2001              Klaus Hasenpusch (aus Neubukow)


2002 - 2016             Johannes-Marcus Wenzel (aus Greifswald)


2016 - 2019             Miriam Knierim (aus Hamburg)



                                                                                                                                  (Quelle: Pastor Klaus Hasenpusch, Juni 1986)

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