Blida-Hütte


So sah die Blida-Hütte aus: Achteckig die Südwand aus Brettern, die Nord-West-Wand nur halb hoch mit Blick über eine in der dichten Tannenschonung freigehaltene Schneise. Bei klarem Wetter konnte man mit Fernglas am Horizont die Ostsee sehen. Das runde Dach war strohgedeckt. Als Wetterfahne drehte sich ein Fuchs, denn dieser höchste Berg in der Bulster hieß "Fuchsberg". Innen, längs der Bretterwand - sie musste von Zeit zu Zeit frisch gestrichen werden- weiß mit hellgrün abgesetzten Balken, lief eine Sitzbank.

In der Mitte stand, auf einen kräftigen Baumstamm festgemauert, der prächtige uralte Mühlstein (das Kreuz war schon eingemeißelt zu des Müllers Zeiten, ich weiß nicht mehr ganz genau wo, aber es war da). Als Kinder tobten wir immer um den Tisch herum und schlugen mit kleinen Stöcken auf die Tischplatte, das tönte wie eine Glocke. Der Mühlstein hat eine Geschichte.  Als mein Vater anno 1899 Goldebee kaufte, stand auf dem Mühlberg eine alte Windmühle. Mit kaputten Flügeln und auch sonst ganz verfallen.  Er liess sie abreisen. Aus den Eichenbohlen wurde die Holzdecke im "Saal" des damaligen Herrenhauses gewonnen. Manche Säge, so erzählte man sich, sei daran zerbrochen. Und der eine Mühlstein wurde dann in einem Winter (ich nehme an, es war 1906, ein Jahr nach meiner Geburt) auf einer Dung-Schleife von vier Pferden über den Schnee den Mühlberg hinunter und dann den Fuchsberg hinaufgezogen und, oben angelangt, von vielen Männern mit hau-ruck auf den Holzfuß gehievt. Er muß schon bannig schwer sein. Der zweite blieb, wenn ich mich recht entsinne, auf dem Mühlberg liegen, denn zum Mahlen brauchts ja immer zwei. Ob er auch das Kreuzchen trägt weiß ich nicht.


Beschreibung nach BvG, 1990

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